Donnerstag, 5. Mai 2011

Von Zaubergeigen, Nibelungen und warum zum Henker war es eigentlich so kalt?




Blick vom Rieder Tor über die kleine Wörth in Richtung des Liebfrauenmünsters.




Da sie von Ostfranken nach Schwanefelde ritten,
Da konnte man sie kennen an den stolzen Sitten,
Die Fürsten und die Freunde, die Helden lobesam!
An dem zwölften Morgen der König an die Donau kam.

Es ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor;
Er hielt den Nibelungen wohl den Mut empor.
Da schwang der kühne Degen sich nieder auf den Sand,
Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band.
Die Flut war ausgetreten, die Schiff' verborgen:
Die Nibelungen kamen in große Sorgen
Wie sie hinüber sollten? Das Wasser war zu breit.
Da schwang sich zu der Erde mancher Ritter allbereit.



Tatsächlich in Donauwörth sei es gewesen, so erzählte uns zu Beginn die Stadtführerin, wo die Nibelungen auf dem Weg zu "König Etzels Land" (das Land der Hunnen) über die arges Hochwasser führende Donau übergesetzt waren. So zumindest sieht das die neuere Heimatforschung des Donauwörther Heimatpflegers. Auf dem heutigen Eurocoptergeländer (Salzwörth) sei dieser Fährübergang gewesen. (nachzulesen hier: www.kloster-auhausen.de/k_kloster_gesch_1525.html // das Nibelungenlied: www.wissen-im-netz.info/literatur/simrock/nibel/25.htm).



Bei dieser Stadtführung waren dabei: Gaby, Karin, Marlene, Christine, Christl, Martina, Maria, Rita, Barbara, Martina V., Barbara H. und ich, Manuela.






Die Brücke und das rechts anschließende, einzig noch erhaltene Stadttor, verbinden die "Insel" mit der Stadt. Viele Jahrhunderte hindurch führte man einen erbitterten Kampf gegen die alljährlich wiederkehrenden Hochwasser. Heute ist die Insel so "trockengelegt" (sprich, mit Hochwassertoren, die den Wasserfluß der kleinen Wörth regeln, versehen), dass hier ein beliebtes Wohn- und Gaststättenviertel entstanden ist.





Giebel an Giebel, engstehend, drängen sich hier die alten Häuser. Platz war knapp in den mittelalterlichen Städten, also baute man schmal, doch hoch...und weit in das hintere Grundstück hinein.





Das so genannte "Baudrexelhaus" (rechts im Bild) stammt aus dem 16. Jahrhundert!






Der Marienbrunnen, vor dem Rathaus, ist "nur" 160 Jahre alt. Für die stolze Summe von 1550 Reichsgulden hat der Rat der Stadt ihn gießen lassen.





Blick von der Rathaustreppe die Reichsstraße hinauf.





Das alte Zollhaus, erbaut 1418. Benachrichtigt vom Türmer, der Land und Wasser beobachtete, entging ihm kein Handelstreck oder -schiff. Am Eck ist eine kleine Steinfigur zu sehen, zu Ehren Georg von Zusums. Diesem tapferen Ritter gelang es in den Schwabenkriegen, mit einer nur 70 Mann starken Fußtruppe, die seinerzeit als schwer besiegbar geltenden Schweizer (400 Mannen!) zurückzudrängen. Kaiser Maximilian war so begeistert , dass er die Truppe zu sich bestellte. Doch die wollten ablehnen, weil sie wegen der geringen Mannesstärke kein Banner führen durften (laut Kriegsordnung). Dem Kaiser war dies egal, er erlaubte ihnen, zukünftig eigenes Banner zu führen und schenkte ihnen die Fahne des Reiches dazu.

Die Sage berichtet, dass die Stadt noch immer unter dem Schutz des Zusumer Ritters steht: Angeblich hören Sonntagskinder die Figur seufzen, wenn der Stadt Gefahr droht.






Das Rathaus der Stadt Donauwörth. Zum Teil wurden auch hier Steine der Mangoldsburg wiederverwertet. Über dem Eingang prangt der Doppeladler, welches der Stadt von Kaiser Karl verliehen wurde. Er war auch oft in der freien Reichsstadt zu Gast.





Diese Häuserzeile wurde nach dem Krieg, der auch Donauwörth empfindlich traf und viele historische Gebäude zerstörte, so originalgetreu wie möglich nachgebaut.





Hier kann man sehr schön sehen, wie jedes weitere Stockwerk über das untere hinausragt. Fachwerk war nicht unbedingt typisch für die damalige Bauweise.




Am Gebäude links unten, dem heutigen Cafe Engel, sieht man durch den nach hinten geneigten Giebel deutlich: Das ist ein historisches Haus. Und das ist es auch! Urkundlich belegt steht es schon seit 1297 in der Donaustadt und war einst der Sitz der Meistersinger.




Der Liebfrauenmünster bzw. die Stadtpfarrkirche zu Donauwörth.




Links, rot, das Tanzhaus. Früher wurde es auch als Markthalle genutzt.
Rechts das Haus des Stadtkommandanten.




Das Kloster Heilig Kreuz mit der angrenzenden Knabenrealschule. Anno 1030 brachte Graf Mangold ein Geschenk des byzantinischen Kaisers mit ins heimische Werd: Eine wertvolle Kreuzreliquie. Zunächst wird sie im neu gestifteten Frauenkloster verehrt, dann übernehmen die Brüder von St. Blasien die Wallfahrt. 1125 dann wurden Kloster und Kirche an dieser Stelle erbaut, der Benediktinerorden war nun Bewohner. Mit der Säkularisation wurde das Kloster aufgehoben.



"Ich geh mit meiner Laterne...." zum Glück waren diese netten und sehr stilvollen Laternen deutlich angenehmer als die Pechfackeln, die wir bei der Augsburger Henkersführung hatten. Letztere wären aber vermutlich wärmer gewesen. Himmel, war das kalt.



Immer wieder findet man in Donauwörth Reste der alten Stadtmauer.




In der ehemaligen Kaserne sind heute schöne Wohnungen entstanden.Die Kaserne lag außerhalb der Stadtmauer. Oft und zahlreich waren hier Soldaten zu Gast, auch der Kaiser und sein gesamter Tross besuchte Donauwörth oft. Der Deutschorden hatte hier ständiges Quartier! Für Bürger und Bauern, die die Menschenmassen unterhalten mussten, eine Riesenaufgabe.





Den Bereich zwischen Kaserne (rechts) und Stadtmauer (links, bei der Laterne) nennt man "Zwinger". Spätestens hier mussten Angreifer bezwungen werden, sonst war die Stadt verloren.





Der Mangoldfelsen. Hier stand einst die prächtige Burg des Herren Mangold, zerstört bereits 1301 durch die Österreicher. Zum Teil findet sich das alte Baumaterial "recycelt" im Rathaus Donauwörths wieder.
Doch bekannt ist der Mangoldsfelsen aus ganz anderem Grund. Es war im Jahr 1256, da kehrte Herzog Ludwig 2. ("der Strenge") rasend vor Eifersucht zu seiner auf der Burg weilenden Gemahlin Maria von Brabant zurück. Intriganten hattem ihm eingeredet, sein Weib sei ihm untreu. Zur Rede gestellt beteuerte das Weib seine Unschuld, doch der tobende Ehemann veranlasste, die vermeintlichte Ehebrecherin an Ort und Stelle zu enthaupten.
Erst am nächsten Tag erkannte der Wittelsbacher, dass er wohl einer Intrige anheim gefallen war, leider zu spät, da war der Kopf der Gattin schon ab. Vor Gram soll er angeblich - noch jung an Jahren - auf einen Schlag ergraut sein.
Das Grab mit einer prächtigen Grabplatte der jungen Herzogin befindet sich in der Klosterkirche Heilig Kreuz.
Anfang des letzten Jahrhunderts soll ein Dienstmädchen in einer Mauerritze eben dieses Burgfelsens einen Ring gefunden haben, der allseitig mit fremden Zeichen geschmückt ist. Bis heute wurde die Bedeutung derselben nicht enträtselt.

Wobei mir bei der Stadtführung dann folgender Vers in den Sinn kam: "Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden....." Aber das nur nebenbei ;-)


Am Zaubergeigenbrunnen vorbei ging es dann durchs Ochsentörl zurück zum Rathaus.



Die Wärme tat allen gut. Glück hatten wir auch, denn für uns Zwölf gab es noch einen Tisch, obwohl die Kneipe proppenvoll war.



Sorry, Martina :D


Noch einmal ein Überblick über unsere Stadtführung( zur Vergrößerung einfach draufklicken)